Bei Schönheitskorrekturen Wünsche, Realität und Risiken abwägen

ÄSTHETISCHE CHIRURGIE

Individueller Befund als Maßgabe für die bestmögliche Behandlung.

INTERVIEW MIT DR. THOMAS WERMTER

Besteht der Wunsch nach einer ästhetischen Korrektur des eigenen Erscheinungsbildes, geht es auch darum, individuelle Wünsche mit dem medizinisch Machbaren und Sinnvollen in Einklang zu bringen. Dr. Thomas Wermter, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, beantwortet oft gestellte Fragen.   

Ab welchem Alter sind Unterspritzungen mit Fillern oder Muskelzug-Hemmern sinnvoll?

(Dr. Wermter) Ab Mitte 20 beginnt die Haut zu altern und man kann je nach Befund darauf reagieren, eine vernünftige Aufklärung über Risiko, Nutzen und Kosten vorausgesetzt. Rein präventive Behandlungen, die oft ab einem Alter von 20 Jahren beworben werden, halte ich persönlich für überflüssig und eine sinnlose Geldausgabe. 

Wann ist eine operative Straffung empfehlenswerter als eine Unterspritzung?

(Dr. Wermter)  Eine Unterspritzung gilt als konservative, also nicht operative Maßnahme, und ich empfehle, diese Möglichkeit immer erst einmal auszunutzen. Erweisen sich Unterspritzungen nicht als zielführend oder auf Dauer als unwirtschaftlich,  kann man nach gründlicher Aufklärung der Patienten/-innen operative Schritte in Erwägung ziehen.

Kann nur das Gesicht gestrafft werden, oder auch der Hals und das Dekolleté? 

(Dr. Wermter)  Operativ kann man das Gesicht und den Hals straffen, beim Dekolleté sind eher Injektionen sinnvoll.

Gibt es Behandlungen, die nur in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt werden können, oder die sich nicht miteinander vertragen?

(Dr. Wermter)  Unterspritzungen, also Fillerbehandlungen, gezielte Muskelschwächungen („Botox“- Behandlungen) sowie kleinere und größere operative Korrekturen ergänzen sich,  und man kann als erfahrener Facharzt bei entsprechendem Befund auch gut Kombinationen durchführen, abhängig jeweils von der Region, die behandelt werden soll.

Schicken Sie Patienten/-innen mit bestimmten Wünschen auch weg / bzw. welche Wünsche erfüllen Sie nicht?

(Dr. Wermter)  Manchmal reicht tatsächlich ein Kompliment und Patienten/-innen sind „geheilt“. Manche Menschen fixieren sich auf „Makel“, die keine sind, und man ist dann als verantwortlicher Arzt auch gefordert, die Sache ehrlich und objektiv zu beurteilen. Ich warne auch Patienten/-innen, falls sie unnatürliche Ziele oder utopische Vorstellungen haben. 

Ziel des Aufklärungsgespräches und der Beratung ist es, die Wünsche der Patienten/-innen mit dem Machbaren und der Risikoabwägung in Einklang zu bringen! 

Also, ja! Ich schicke auch Patienten weg! Die meisten nehmen eine gute Beratung an. Leider finden einige jedoch danach einen Behandler, der unseriös falsche Erwartungen in Aussicht stellt. 

Wovon sind die Ergebnisse von minimal invasiven Behandlungen abhängig?

(Dr. Wermter)  Die Erfahrung des Behandlers macht viel aus, um individuell die Wirkung minimal invasiver Techniken im Vergleich zu anderen operativen Techniken vorab realistisch einschätzen zu können. Es ist nicht seriös, Patienten/-innen zu viel zu versprechen. 

Was können Patienten/-innen realistisch von einem Fadenlift erwarten?

(Dr. Wermter)  Für ein Fadenlift gibt es aus meiner Sicht nur eine enge Indikationsstellung. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen eine kurze Wirksamkeit. 

Man hört so viel von Eigenfett-Injektionen. Sind Brustvergrößerungen mit Implantaten heute noch zeitgemäß?

(Dr. Wermter)  Eigenfettinjektionen sind eine gute Technik für vielerlei verschiede Indikationen. Für eine leichte Volumenverbesserung der Brust ist das Lipofilling zwar geeignet, allerdings erwarten die meisten Patientinnen sofort ein schönes Ergebnis und nicht erst nach mehreren Behandlungen über einen größeren Zeitraum. 

Kosmetisch gesehen finde ich in den meisten Fällen ein modernes zeitgemäßes Silikonimplantat für alle Beteiligten befriedigender, auch was die Kosten angeht.

Häufig haben die schlanken Frauen mit kleiner Brust auch nicht genug Spenderfett anzubieten. 

Als Plan B bei Entwicklung von Kapselproblemen ist das Lipofilling eine sehr gute Lösung. Auch, wenn Frauen sowieso Fettpölsterchen loswerden möchten, kann man das entnommene Fett noch sinnvoll für eine Brustaufpolsterung genutzt werden.

Werden Patienten/-innen, die mit ihrem Aussehen hadern immer jünger? Welche Gründe können tatsächlich für einen Eingriff in jungen Jahren sprechen? 

(Dr. Wermter)  Leider beeinflussen Instafilter und Photoshop die jungen Patienten/-innen. Bei einer seriösen Beratung muss man auch auf die Problematik aufmerksam machen. Grobe Abweichungen von der Norm erschweren die Partizipation an sozialen Medien für junge Menschen. Dies sollte aus meiner Sicht jedoch keine Operationsindikation darstellen. 

Es gibt allerdings auch erhebliche Normabweichungen, die früher auch noch von den Krankenkassen als krankhafte Zustände anerkannt und behandelt wurden. Angesichts leerer Sozialkassen und veränderter Regeln der Sozialgesetzgebung müssen diese Patienten/-innen leider zunehmend selbst für etwaige Korrekturen aufkommen. 

Was lässt sich nicht mit einem ästhetischen Eingriff korrigieren?

(Dr. Wermter)  Das Herz, die positive Ausstrahlung!